Welcher Zweifel brach o Glaube, Klügelnd je zu dir sich Bahn? Aber leicht schwang sich die Taube Reinen Herzens stets hinan.
Friedrich Marx


Talent ist oft ein Charakterdefekt.
Karl Kraus


Die Gedanken sind unsterblich, wenn sie einmal entflogen sind. Der Äther ist ein unendliches Reservoir für unsere Gedanken und wir können diese aus dem herausfischen, wenn wir die richtige geistige Wellenlänge finden. Nichts hindert uns, die Gedanken eines Plato oder der Heiligen zu denken.
Ralph Waldo Emerson


Ich möchte fast sagen, das Chaos muß in jeder Dichtung durch den regelmäßigen Flor der Ordnung schimmern.
Novalis


Ein Hang der Jugend wird oft zum Abhang des Lebens.
Peter Sirius


Zuerst schnüffelt der Hund, dann hebt er das Bein. Gegen diesen Mangel an Originalität kann man füglich nichts einwenden. Aber daß der Literat zuerst liest, bevor er schreibt, ist trostlos.
Karl Kraus


Im klassischen Altertum ward allgemein die Moral der Politik untergeordnet.
Karl Twesten


Eine zu schnelle Kur kündigt auch bei Seelen den Rückfall an.
Jean Paul


Man muß mit gepacktem Koffer lieben.
Friedrich Theodor von Vischer


Die Arbeit ist der beste Arzt für den Schmerz. In Kummer oder Enttäuschung arbeite angestrengt, und du wirst es selbst erfahren.
Friedrich Max Müller


Der Geist lässt sich vom Körper nicht lostrennen auf dieser Erde.
Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck


Mit jeder Geburt hebt der uralte Sang von der Schöpfung wieder an; wüst war es und leer und es war finster auf der Tiefe; aber der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Im Buche der Genesis freilich wird es mit einemmal Licht, langsam, langsam; auch in ihr kommt das Licht von den Sternen, und deren gibt es viele und sehr schöne. Jeder von ihnen wirft einen anderen Schein in das dunkle Sein, und dem echten Menschen verbinden sie sich in jeder guten Stunde zu heilbringenden Konstellationen. Er gab den Gefühlen Namen und nannte sie: Liebe, Freundschaft, Glaube, Geduld, Barmherzigkeit, Mut, Demut, Ehre.
Wilhelm Raabe


Gesellschaft: Es war alles da, was da sein muß und was sonst nicht wüßte, wozu das Dasein ist, wenn es eben nicht dazu da wäre, daß man da ist.
Karl Kraus


Ich habe gegen die Romanliteratur aus dem Grunde nichts einzuwenden, weil es mir zweckmäßig erscheint, daß das, was mich nicht interessiert, umständlich gesagt wird.
Karl Kraus


"Mein Blick fiel auf die letzte Seite des Dramas »Jugend«. Wie jung war damals die Literatur! Hänschen wirft sich über Annchens Leichnam mit dem Rufe: ""A–us!"". Stünde ""Aus!"", hätte es der Darsteller wohl nicht getroffen. In der Tat, der Naturalismus war der Schwimmeister der Unzulänglichkeit. Wenn er ihr nicht den Gürtel des Dialekts gab, hielt er ihr doch mindestens mit solchen Anweisungen die Stange."
Karl Kraus


Nie wird – im Sexualbereich – freies Gewähren die Menschheit zu tief herunterbringen wie Verbieten, was heimlich dennoch geschieht.
Karl Kraus


"Es gibt kein einziges Wort in der Bibel, das häufiger vorkommt als das Wort: ""Fürchte dich nicht!"" Niemals aber wird es zu jemandem gesagt, der in der Führung Gottes steht."
Carl Hilty


Wer sich am wenigsten auf Das Glück verläßt, behauptet sich am besten.
Niccoló Machiavelli


Näher gerückt ist der Mensch an den Menschen. Enger wird um ihn, reger erwacht, es umwälzt rascher sich in ihm die Welt. Sieh, da entbrennen in feurigem Kampf die eifernden Kräfte, Großes wirket ihr Streit, Größeres wirket ihr Bund.
Friedrich von Schiller


Sollte man, bangend in der Schlachtordnung des bürgerlichen Lebens, nicht die Gelegenheit ergreifen und in den Krieg desertieren?
Karl Kraus


Seinem Feinde verzeihen kann unter Umständen leichter sein als seinem Freunde.
Peter Sirius


Wer mir mein Mädchen zu verführen gedenkt, den mag in einsamem Gebirg die Liebe brennen…
Graffiti, gefunden in Pompeji


Die Worte Christi sind immer treffend. Haben Hände und Füße. Sie gehen über alle Weisheit, Ratschläge und List der Weisen hinaus.
Martin Luther


Lehrjahre - Schwerjahre
Deutsches Sprichwort


Es besteht der Verdacht, daß die ganze moderne Kunst von Nebenwirkungen lebt. Die Schauspielerei von Mängeln, die Musik von Nebengeräuschen.
Karl Kraus


Das Leben schenkt nichts. Was es uns in den Schoß wirft, ist größtenteils Katzengold und zerrinnt uns unter den Händen. Nur was wir ihm abringen, in hartem ehrlichem Kampfe, hat bleibenden Wert.
Helene von Götzendorff-Grabowski


Ohne Farbe keine Form.
Rudolf Maison


Ein erleuchteter Verstand veredelt auch die Gesinnung – der Kopf muß das Herz bilden.
Friedrich von Schiller


Es war schon immer eine Eigenart des Menschengeschlechts, zwei Garnituren Moral auf Lager zu halten – die verborgene wahre und die öffentlich vertretene künstliche.
Mark Twain


Leben und Tod Macht dir das Erdendasein Pein, Bedenke in Not: Wirst nicht so lange lebend sein, Wie später tot.
Emil Claar


Mensch und Partei Wuchs und Rasse spotten der Regel, Blut geht tiefer als Feldgeschrei: Edelleute und Herrgottsflegel Gibt es stets bei jeder Partei.
Karl Friedrich Henckell


Man kann im Menschenauge lesen, ob ein Herz Gott in sich trägt oder nicht. Das ihn entbehrende kann flammen, blitzen, zünden, aber es leuchtet und es wärmt nicht.
Otto von Leixner


In der Liebe gibt es immer einen, der leidet, und einen, der sich langweilt.
Honoré de Balzac


Irrtum ist kein Betrug.
Alter Rechtsgrundsatz


Ich habe mich schon oft gewundert, daß nicht durch ganz Europa das Sprichwort läuft: Grob, flegelhaft wie ein deutscher Student.
Karl Julius Weber


Bevor man das Leben über sich ergehen läßt, sollte man sich narkotisieren lassen.
Karl Kraus


Man hat als einen Vorwurf gegen den Grundsatz der Gleichheit angeführt: die Natur selbst, indem sie die Menschen mit verschiedenen Gaben ausstattet, sei die erste Quelle der Ungleichheit. Gewiß! aber eben weil es die Natur schon von selbst tut, laßt die Natur nur fortmachen und spart eure Gesetze!
Franz Grillparzer


In einer Zeit, die auf das Genie nicht eingerichtet ist, ist das Genie ein Fluch – der Adler im engen Käfig, der sich, wenn er kühn und gewaltig die Schwingen rührt, an den eisernen Stäben den Kopf zerstößt – in der Gegenwart dagegen, die dem Genie auf allen Gebieten der Kunst und des Wissens die Pfade geebnet hat, hat das Genie sich selber anzuklagen, wenn es nicht eine Quelle des Glücks für sich selbst und eine Quelle des Segens für die Welt wird.
Rudolf von Jhering


Talent zu Einfällen ist nicht Genie zu Ideen.
Immanuel Kant


Manches Menschen Lebensrechnung stimmte nicht, weil er sich selbst als eine Größe einsetzte, die er nicht war.
Peter Sirius